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Geschichte byzantinischer Mönche im Cilento


1. Die Gründung der Badia von Pattano
1.1 Der Einfluß der byzantinischen Mönche
1.2 Der Untergang der Badia von Pattano
1.3 Die Badia von Pattano aus heutiger Sicht
2. Chronologie

 






























































1  Die Gründung der Badia von Pattano

Das Kloster Badia von Pattano bezeugt die Anwesenheit byzantinischer Mönche im Cilento. Sie haben lange Zeit die schwierige Geschichte der Gegend geprägt und tun dies mit ihren wenigen verbliebenen stummen Zeugnissen bis zum heutigen Tag.
Schon in der Blütezeit der antiken griechischen Stadt Velia und auch während der nachfolgenden römischen Herrschaft gab es in der weltoffenen Handelsstadt Leute aus anderen Glaubensrichtungen und selbst in Rom verfolgte Leute, z.B. Brutus, bekamen die Möglichkeit, sich unbehelligt in dieser Gegend anzusiedeln. Diese Toleranz war im Mittelmeerraum bekannt und in den Wirren des untergehenden römischen Reiches tauchten immer wieder Leute aus Ägypten oder aus Bulgarien auf, die sich in den Bergregionen des Cilento niederließen.
Sie brachten in die entstehende römisch katholische Richtung des christlichen Glaubens eben die Glaubensformen der Ostkirche. Die von Velia ins Landesinnere führende Salzstrasse mag solche Entwicklung noch begünstigt haben.
Als nun 843 in der orthodoxen Kirche und damit im damals weitreichenden byzantinischen Reich der Bilderstreit ausbrach, der christliche Themen in Bildern und deren Verehrung verbot, verließen gehäuft byzantinische Mönche das Reich und erinnerten sich an die Gegend von Velia.
In dieser Zeit dürften auch die Anfänge der Badia von Pattano liegen.
Diese Mönche, die zumeist nur einen Wasserbeutel und eine Marienikone als Besitz vorweisen konnten, kamen allein und ohne ihre Familien. Dabei brachten sie aber auch ihr Wissen mit. Man kann davon ausgehen, daß sie lesen und schreiben konnten und über viel Erfahrung in der landwirtschaftlichen Praxis verfügten, die weniger auf Handel als auf Selbstversorgung ausgerichtet war. Die durch Überschwemmungen, Krankheit und fortwährende Überfälle der Sarazenen stark dezimierte Bevölkerung schloß sich offensichtlich an diese Mönche an, die ihr Wissen als Hilfe anboten.
Welche Mönche sich nun in Pattano niederließen, ist nicht bekannt, aber in jedem Fall stand an dieser Stelle zuvor während der römischen Zeit eine vornehme Villa, die, wenn auch unbestätigt, die Gastvilla des Brutus gewesen sein soll.
Auf diesen Resten entstand die Badia von Pattano.

1.1 Der Einfluß der byzantinischen Mönche

Die Umgangssprache war auch in dieser Zeit noch immer griechisch und die guten landwirtschaftlichen Kenntnisse der Mönche halfen den wenigen Familien, besser mit dem Hunger fertig zu werden. Das hieß also bessere Anbaumethoden zu erlernen, einfache Handwerke aufzubauen und haltbare Produkte zu erstellen.
Zudem boten die byzantinischen Mönche auch Schutz gegen Räuber und raubgierige Landbesitzer.
Die zu dieser Zeit herrschenden Langobardenfürsten erkannten schnell die Vorteile dieser Mönche. Ihre enge und gute Beziehung zur cilentanischen Bevölkerung und ihre Bildung ersetzten die sonst notwendigen eigenen Verwalter und Steuereintreiber. So führten die Mönche die Verhandlungen über Steuerabgaben mit den Feudalherren und bildeten bald das Zwischenglied zwischen dem Adel, der häufig in Neapel lebte, und dem Volk in dieser, seit die Häfen von Velia verlandet waren, schwer zugänglichen Berg-und Gebirgsregion. Aber auch die byzantinischen Mönche hatten davon ihre Vorteile. Großzügige Landschenkungen an die Klöster sind beurkundet.
Ihr orthodoxer Glaube und die Andersartigkeit ihrer Kirchen und deren Ausstattung spielten eine lange Zeit keine Rolle, denn auch auf der größeren politischen Ebene war der Einfluß der griechisch orthodoxen Kirche deutlich.
Otto II., der mit einer Byzantinerin verheiratet war, neigte in diese Richtung, so daß die Statue des Heiligen Filadelfo von Pattano sogar seine Gesichtszüge trägt.
Und so erfüllten die Mönche ihre Aufgaben unter den Langobarden ebenso wie unter den Normannen wie auch später unter Friedrich II.,den Franzosen (Anjou) und den nachfolgenden Spaniern.
Auch die Franziskanerklöster und die Benediktiner pflegten gute Kontakte zu den griechisch orthodoxen Gemeinden und Klöstern der Gegend. Sie bewahrten Urkunden und sakrale Kunst der byzantinischen Mönche in ihren Räumen auf.

1.2  Der Untergang der Badia von Pattano

erst im 15. Jahrhundert gab es Spannungen zwischen dem Vatikan und den Klöstern der griechisch-italischen Mönche. Die Klöster werden in Privatbesitz der Spanier überführt, der Reichtum verschwindet allmählich. Es werden zwar Priester zu den einzelnen Kirchen ernannt, aber die eigentlichen Aufgaben und Lebensformen gehen verloren.
Im 19. Jahrhundert gehen die Kirchengüter in die Hand der Franzosen ( Murat, Schwager und General Napoleons) über und werden verkauft. Die Badia von Pattano wird in einen landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt und Schriftstücke und Bücher aus der Zeit der griechisch orthodoxen Mönche der umliegenden Bibliotheken werden in vorauseilendem Gehorsam der katholischen Bischöfe der Gegend öffentlich verbrannt.

1.3 Die Badia von Pattano aus heutiger Sicht

Trotzdem gibt es z.B. über die Badia von Pattano noch genügend Unterlagen im Kloster der Benediktiner in Cava dei Tirreni.
Erst seit wenigen Jahren ist wieder Bewegung in das Schweigen in diese Vergangenheit der Cilentaner gekommen. Eine Gesellschaft der Badia von Pattano wurde gegründet, die der Badia von Pattano wieder den Platz gibt, der ihr in der Geschichte des Cilento zusteht.
Die Badia von Pattano war für 500 Jahre das wichtigste geistige und religiöse Zentrum im Cilento.
Heute finden wir zwar nur noch eine geringe Zahl von gut erhaltenen Resten dieser Zeit. Dafür erzählen die vielen griechischen Namen von Dorfheiligen, die Form der im Cilento gepflegten Landwirtschaft (Selbstversorgerprinzip) eine noch immer ein bißchen lebendige Geschichte.


Chronologie

500-100 v.Chr.
Das Gebiet von Pattano wird in den Lebensraum der griechischen Stadt Velia ein bezogen.

100 v. Chr.- 300 n.Chr
Velia wird zur römischen Stadt Elea und auf dem Boden des Klosters von Pattano wird eine römische Villa errichtet.

300-500 n.Chr.
Untergang der römisch-griechischen Stadt Elea durch Überschwemmungen, Krankheit und Überfällen von Sarazenen. Zerstörung der römischen Villa auf dem späteren Klostergebiet von Pattano

500-800 n.Chr.
Auf den römischen Überresten werden Gräber mit teilweise reicher Ausstattung gefunden,z.B. Goldschmuck. Die menschlichen Überreste werden aufgrund der Länge der Oberschenkelknochen eher den Langobarden zugeordnet.

993 n.Chr.
Ein Dokument aus dem 18.Jh.,daß sich mit Grenzfragen zwischen einzelnen Besitztümern beschäftigt, belegt, daß das Kloster von Pattano schon als Besitz vermerkt war.

1034 n.Chr.
Der Abt Nikodemo des Klosters von Pattano wird vom Langobardenfürsten Reidolfo als Schlichter eingesetzt, als sich zwei andere byzantinische Klöster wegen Gebietsfragen streiten.

1144 n.Chr.
In einer Urkunde, die von bekannten Bischöfen bezeugt wird, übereignet der Abt Cosmo von Pattano das Kloster Santa Marina an die Benediktiner von Cava dei Tirreni ( vermutlich um die Benediktiner nicht zu Konkurrenten werden zu lassen ) .

1272 n.Chr.
Der Abt Elia von Pattano verpachtet an zwei Bauern Land auf Lebenszeit. Dieses Recht, Land zu vergeben, sicherte auch während der französischen Herrschaft (Anjou) den Wohlstand der Badia von Pattano ab.

1368 n.Chr.
Giacomo, ein Mönch der Badia von Pattano, wird von Papst
Urban V. zum Abt des Klosters von Grottaferrata erwählt.

1458/59 n.Chr.
Auf eine Denunziation hin wird die Badia von Pattano eine Woche lang von einer päpstlichen Kommission mit höchster Besetzung aus Rom unter Papst Callisto III. überprüft. Das Kloster wird dann von Papst Paolo III. an die auch politisch neuen spanischen Herren von Aragon übereignet und bestimmt als ersten Abt Giovanni von Aragon.

1499 n. Chr.
Die Badia von Pattano geht über in die Hände der spanischen Familie Carafa, die dann auch den Abt stellt.

1609 n.Chr.
Die Badia geht in den Besitz der Familie Pignatelli, so ist es auf einem Marmorblock vermerkt, den der neue Besitzer anfertigen ließ. Dieser Block, der das Weihwasserbecken trägt, steht heute in der Kirche des Ortes Pattano.

1642 n.Chr.
Die Kirche der Heiligen Maria des Klosters wird ausgeraubt.

1648 n.Chr.
Als Nachfolger der Familie Pignatelli wird von Papst Innozenz X. Monsignore di Pellare, Bischof von Lecce, bestimmt.

1700 n.Chr.
Wieder wird ein Bischof aus Lecce zum Verwalter bestimmt: Niccolo Spinelli

1720 n.Chr.
Von den Bischöfen der Gegend werden aus den vorhandenen Bibliotheken Bücher und Urkunden der griechischen Klöster gesammelt und öffentlich verbrannt.

1806
Die Kirchengüter gehen in den Besitz der Franzosen über, unter ihnen auch die Badia von Pattano.

1839
Die Familie Giuliani kauft die Badia und wandelt sie in einen landwirtschaftlichen Betrieb um.

1930
Es wird zum letzten Mal eine Messe in der Kapelle des Hl. Filadelfo gelesen und es findet auch die letzte Prozession mit der Figur des Filadelfo statt.

1945-72
Die Badia gerät unter wechselnde Besitzer und verfällt.

1998
Gründung der Gesellschaft Badia von Pattano. ( L'Associazione O.N.L.U.S. "Badia di Pattano" ) Diese bemüht sich um die Erhaltung des Klosters von Pattano.


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Photo:F.Pfaefflin Letzte Veränderung: 21. Juni 2010    »«