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Die Falknerei im Cilento

Ritter zur Zeit Friedrich II. bei der Falkenjagd Ein Exemplar des Falkenbuchs befindet sich in Wien und eins im Vatikan

Wir verbinden den Begriff Falknerei mit mittelalterlichem Brauch, mit Burgen und Rittern und deren Spielen und Jagden. Und wer in früheren Jahren gut aufgepaßt hat, kann auch Den von Kuerenberg zitieren:
         »Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr...«
       

 

  Falkenschönheit

Das ist im Cilento anders.
Da steht ein einsamer Klappstuhl auf einem Feld zwischen Ascea und Casalvelino und daneben ist ein Mann, der irgendwie immer zum Himmel schaut. Er ist ein bißchen wie ein Jäger gekleidet, aber ohne Jagdgewehr und ohne Uniform.
Wenn unsere Neugier so weit reicht, wissen zu wollen, was es denn da zu stehen und zu sehen gibt, wird man eine interessante Überraschung erleben. Denn nach einiger Zeit erscheint blitzschnell und leise das für uns ungewohnte Jagdgewehr: ein Wanderfalke
Natürlich veranstaltet der Falkner hier vor Ort keine Beizjagd, sowie es im Mittelalter bei Burg - und später Schloßherren üblich war, sondern er beschäftigt sich eher mit Hege und Pflege der in Europa vom Aussterben bedrohten Art der Wanderfalken. Gleichzeitig pflegt er damit die Tradition des Falkners, der früher hochgeachtet zum adeligen Hof dazugehörte.
Er erzieht seine Falken nach den althergebrachten Regeln:


R E G E L

Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr. dô ich in gezamete als ich in wolte hân und ich im sîn gevidere   mit golde wol bewant, er huop sich ûf vil hôhe und floug in anderiu lant. Sît sach ich den valken schône fliegen: er fuorte an sînem fuoze sîdîne riemen, und was im sîn gevidere   alrôt guldîn. got sende si zesamene die gerne geliep wellen sîn!
Der Falke muß ruhig auf der mit Handschuh geschützten Hand ( Faust ) des Falkners sitzen lernen.

Er muß lernen, Futter nicht nur auf Falkenart zu jagen, sondern es vom Falkner aus der Futtertasche abzunehmen.
Der Falke muß sich die Falkenkappe, die ihn ruhig stellt, aufsetzen und wieder abnehmen lassen.
Ein guter Jagdfalke muß sich abwerfen lassen. Abwerfen heißt: Er muß vom Handschuh ( Faust ) des Falkners auf eine vom Falkner bestimmte Beute hin abfliegen.
Und er muß lernen, auf ein bestimmtes Zeichen des Falkners auf die Faust zurückzukehren.
Ich zog mir einen Falken   länger als ein Jahr Doch als er, wie ich wollte, von mir gezähmet war Und ich ihm sein Gefieder mit Golde wohl bewand, Hob er sich auf gewaltig und flog hinweg in andres Land. Drauf sah ich den Falken herrlich fliegen; Er führt' an seinem Fuße seidene Riemen, Auch war ihm sein Gefieder ganz rot von Gold: Gott bringe sie zusammen, die sich einander lieb und hold.

 

Das alles muß täglich geübt und nach vielen Flugstunden des Wanderfalken und Arbeitsstunden des Falkners gekonnt werden.
Als der große Khan der Mongolen wieder einmal die Unterwerfung Friedrichs forderte, wenn er nicht seine Krone verwirken wollte, soll dieser gesagt haben, er werde nichts lieber tun, sofern der Khan ihn zu seinem Falkner machen würde. Dieser Falkner hier im Cilento ist stolz auf seine Falken und fühlt sich - trotz modernem Out-fit -in der Tradition der großen und berühmten Falkner. Bewundernd zeigt er einen Nachdruck des berühmten Falkenbuches von Friedrich II. »Über die Kunst mit Vögeln zu jagen« ( De arte venandi cum avibus ), denn es ist belegt, daß Kaiser Friedrich II., der Staufer, sich des öfteren im Cilento aufgehalten hat. Er hat in Capaccio bei Paestum die Adligen der Gegend, die sich hinter seinem Rücken mit dem Papst gegen ihn verbündet hatten, hinrichten lassen. Trotzdem war er häufig aus erfreulichem Grund im Cilento, denn seine liebste Geliebte stammte aus Agnone. Und ganz klar ist: Kaiser Friedrich II. reiste nie ohne seine Falken.
Für den heutigen Falkner ist weniger die Geschichte als vielmehr das Wohlergehen der Schützlinge wichtig. Hier im Cilento mit großen ungenutzten Wiesen und Weideflächen und wenigen durchgängigen Waldgebieten findet er gute Bedingungen für Falken und Beute.

 

Zur Biologie des Wanderfalken

  • Wanderfalke
  • Falco peregrinus
  • Greifvögel
  • Falconiformes
Merkmale: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Photo:F.Pfaefflin
Gerfalke

Der Wanderfalke erreicht eine Größe von 40 - 50 cm und eine Flugspannweite von 1,10 m. Er hat lange spitze Flügel und einen immer schmaler werdenden Schwanz. Die Oberseite ist dunkelgrau und beim Jungvogel braun. Die Unterseite ist hell gefleckt. Am Kopf trägt er unterhalb des Auges einen dunklen Bartstreifen.
Das Weibchen ist größer und kräftiger als das Männchen und wird deswegen bevorzugt bei einer Beizjagd.
Der Wanderfalke meldet sich am Brutplatz mit dem Ruf » kjäkkjäk « oder » kjakkjak «.
Er ist ein Standvogel für die gemäßigte Zone, aber ein Zugvogel für die kalte Zone. Er überwintert dann in Mittel- und Südeuropa.

Nahrung: ...Ich glaube, hier spiele ich die zweite Geige... Photo:F.Pfaefflin
Gerfalke

Der Wanderfalke ernährt sich von Vögeln bis Taubengröße ( Rebhuhn, Wachtel, Taube, Krähe, Elster ). Er packt die Beute im Sturzflug ( 45° ) und erreicht dabei eine Geschwindigkeit von 300 km/h. Er tötet die Beute mit einem Biß in den Kopf ( Bisstöter ) und bringt sie dann auf den Boden. Stört ihn ein Konkurrent ( z.B. Milan ) beim Fressen, überläßt der Wanderfalke die Beute dem Räuber.

Biotop: He,Chef,es weht eine Brise... Ich will fliegen! Photo:F.Pfaefflin
Wanderfalke

Aufgrund seines Beuteverhaltens bevorzugt der Wanderfalke gern offenes, unbedecktes Gelände, wobei die Größe seines Jagdgebietes (6 000 ha ) und seine Fluggeschwindigkeit ein Leben sowohl in der Ebene wie auch im Gebirge erlaubt.

Fortpflanzung: Ich bin doch sehr fotogen, oder? Photo:F.Pfaefflin
Wanderfalke

Von Natur aus ist der Wanderfalke ein Felsbrüter, je nach Biotop nistet er auch auf hohen Bäumen oder am Boden. Er verwendet kein Nistmaterial, sondern nur eine vorgegebene Mulde oder er benutzt ein schon fertiges Krähennest. Das Gelege besteht aus 2 - 5 Eiern, die Nestlingszeit beträgt 5 - 6 Wochen.

Verbreitung: Warum kommst Du denn nicht auf Augenhöhe? Photo:F.Pfaefflin
Gerfalke

Der Wanderfalke ist auf der ganzen Erde verbreitet. Er fehlt im äußersten Norden, in weiten Teilen Südamerikas, in Mittel- und Südafrika, in Südasien und Neuseeland.

Erhaltung: Partner oder Freunde? Photo:F.Pfaefflin
Wanderfalke

Der Wanderfalke wurde in den Jahren moderner Landwirtschaft durch den Einsatz von Pestiziden, die sich in seinem Fettgewebe angereichert hatten, sehr stark dezimiert. Heute ist er streng geschützt und sehr selten. Falkner versuchen mit Auswilderungsprogrammen, den Bestand wieder aufzubauen.

 


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Alle abgebildeten Falken sind Zuchtfalken.

 

 

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Photo:F.Pfaefflin Letzte Veränderung: 22.Juni 2010   »♥«