Alle Vertreter der Zitrusfrüchte im Cilento führen ein eher unauffälliges Dasein. Dort steht ein Zitronenbaum im Garten vor dem Haus, ein Mandarinenbäumchen vielleicht dahinter, große plantagenähnliche Anlagen sind selten. Die Bäume der Zitrusfamilie werden alle keine mächtigen Bäume und führen auch deshalb ein eher unscheinbares Leben, es sei denn, dass die Früchte ihre reifen Farben angenommen haben und aus dem dunklen Grün eines Orangenbaumes leuchten. Das heißt aber nicht, dass man sich hier nicht um sie kümmert. Im Winter werden sie an den wenigen Frosttagen, die es hin und wieder gibt, sorglich mit Netzen überspannt, um mindestens die schlimmsten Folgen abzuwenden. Sorgen bereitet auch Ungeziefer, Pilze und Viruserkrankungen, die ein Bäumchen in kurzer Zeit vernichten können. Beliebt ist bei den Zitronen die Sorten Eureca und Lisbon ‚‚Quattro stagioni‘‘ (4 Jahreszeiten), die es fertigbringt, das ganze Jahr zu blühen und gleichzeitig reife Früchte zu tragen, so dass die cilentanische Hausfrau zu jeder Zeit ein Granite Limoni im Sommer oder einen Zitronenlikör im Winter servieren kann. Im Cilento wird eine noch größere Frucht angebaut. Sie wird dort Cedro genannt und dient als Lieferant für das weihnachtliche Zitronat und gleichzeitig als Samen für Veredelungsunterlagen. Wer einen solchen Baum besitzt, kann den Kindern im Sommer eine Freude machen: Man schneidet die Cedrofrucht in dickere Scheiben, bestreut sie mit Zucker und ißt sie mit der dicken Schale und dem Fruchtfleisch auf.
Geschichte der Zitrusfamilie
Die Zitrusfamilie stammt aus Südostasien mit subtropisch bis tropischem Klima. Dort gibt es sehr viele verschiedene Sorten und Arten. Von dort aus haben sie sich im Laufe der Jahrhunderte verbreitet. Es ist anzunehmen, dass dies in erster Linie durch Menschenhand bewerkstelligt wurde ( Seidenstrasse ). Heute finden wir die Familie der Zitrusbäume in allen Kontinenten. Die ersten Ausleseerfolge gab es im chinesischen Kaiserreich, denn allein der Kaiser durfte diese göttliche Frucht, die Mandarine essen. Sie gab auch den Ministern den Namen Mandarin. Poncirus trifoliata, eine der frostharten Zitruspflanzen könnte dort entstanden sein. Von den Römern wissen wir, dass sie eine bitter schmeckende Zitrusfrucht innerhalb von 100 Jahren zu einer vielfach genießbaren Frucht umwandelten. (Citrus medica) Im 10. Jahrhundert n. Chr. brachten die Mauren die Pomeranzen ( eine saure Orange ) nach Europa, insbesondere nach Sizilien und Südspanien. Modernere Zucht- und Ausleseerfolge fanden im Mittelalter in den Klostergärten Europas statt. Genuesische Händler im 15. Jahrhundert brachten die ersten süßen Orangen mit. Im Cilento kann man im Klostergarten der byzantinischen Mönche von Pattano bewundern, mit welch hohen Mauern versucht wurde, die Zitronenbäume von Wind und Nordwind zu schützen und Zitrusfrüchte für diese Gegend mit besseren Sorten heimisch zu machen. Heute nun ist das Chaos beinahe komplett. Man hat große Schwierigkeiten, alle Arten, Sorten und Typen eindeutig einzuordnen und eine Liste für alle Pflanzen weltweit zu erstellen. Hinzu kommt, dass in den letzten 50 Jahren durch bessere Exportmöglichkeiten, besonders in USA und Israel weitere Sorten und Typen entwickelt wurden, die nicht nur auf besseren Geschmack zielen, sondern deren Absicht es ist, mit Hilfe der frostharten asiatischen Sorten und Arten eine Zitrusart zu entwickeln, die auch gemäßigtes Klima verträgt. Die Vorstellung einer Orangenallee auf dem Kurfürstendamm mag ein hübsches Phantasiebild sein, aber eine eigene europaweite Zitrusproduktion zu haben, wäre vielleicht für die geplagte europäische Landwirtschaft mindestens eine bessere Vorstellung, statt Pomelos aus Kalifornien und Limetten ( eine Zitronenart ) aus Mexiko zu importieren.
Kleine Botanik der Zitrusfamilie
Citrus
Rutaceae
Zitruspflanzen sind eigentlich Sträucher, an denen gleichzeitig Blüten und Früchte erscheinen. Die Früchte sind im botanischen Sinn Beeren. Sie sind von einer mit Öldrüsen versehenen Schale umgeben. Innen befinden sich Fruchtkammern, die wir essen und in denen sich die Samenkerne befinden. Zitruspflanzen haben weiße bis leicht lila Blüten mit 4 bis 7 Kelchblättern und etwa 20 Staubgefäße. Die Blätter sind ledrig, dunkelgrün glänzend und bestehen häufig aus einem kleineren Vorblatt, an das sich das Blatt sofort anschließt. Viele Zitrussorten sind mit kräftigen Dornen an den Zweigen besetzt. Die Zitrusbäume sind immergrün, nur die Sorte poncirus trifoliata gehört zu den laubabwerfenden Bäumen. Da poncirus trifoliata die häufigste Unterlage für alle Zitrusbäume ist, also auch für Orangen, wird man diese Bäume im Winter ohne Laub sehen. Zitrusarten sind übrigens bis auf wenige Ausnahmen untereinander veredelbar. Eine Besonderheit der Zitruspflanzen stellt ihre Vermehrung durch Samen dar. Diese Samenkerne haben die Eigenschaft, dass ab und zu aus einem Samen bis zu 5 Abkömmlinge entstehen ( Polyembryonie ). Diese sind identisch mit der Mutterpflanze, denn sie entwickeln sich nicht aus Ei und Samenzelle, sondern aus Fruchtkerngewebe ( nucellar ). Trotzdem passiert das nur, wenn die Blüte befruchtet wurde. Dieser aus der Befruchtung entstandene Keimling ( zygot ) stirbt aber im Regelfall ab. Eine Zitruspflanze ist, da diese Eigenschaft dominant vererbt wird, entweder zygot oder nucellar. Anmerkung des Verfassers: Uns sind in unseren Versuchen bisher nur zygote Keimlinge begegnet. In der Hauptsache werden Zitruspflanzen der Früchte wegen angepflanzt. Wir unterscheiden dabei die Arten: Zitronen, Orangen, Pomeranzen, Mandarinen ( Clementinen ), Limette, Pampelmuse und Grapefruit. In der Umgangssprache werden Grapefruit und Pampelmuse gleichgesetzt. Dies ist botanisch aber nicht richtig. Pampelmusen sind größer, dickschalig, leicht bitter und lange haltbar. Im Supermarkt sind fast ausschließlich Grapefruit vertreten, auch wenn diese als Pampelmusen benannt werden. Etwa 20 % einer Zitrusernte werden als frische Früchte verkauft, der Rest wird in unzähligen Säften verarbeitet, ein kleiner Teil kommt ins Marmeladenglas. Ein weiterer kleiner Anteil wird zu Aromastoffen in der Backwarenindustrie ( Zitronenöl, Orangenöl ) oder bei der Parfümherstellung verarbeitet.
Pflege der Zitruspflanzen
Boden:
Die Zitruspflanzen mögen Ton - und Lehmboden, der ausreichend Mineralstoffe anbietet. Man muß für Lockerung sorgen, so dass keine Staunässe entstehen kann. In der Kübelpflanzung mischt man Lehm, Sand und Granulate. Der PH Wert soll zwischen 5 und 6 liegen.
Wasser:
Zitruspflanzen mögen regelmäßiges Gießen, wobei die Betonung auf mäßig liegt. Und die ‘‘nassen Füsse’’ quittieren sie mit gelben Blättern und Laubabwurf. Sie mögen einen feinen Regen auf den Blättern, aber bitte nicht im Sommer in der prallen Sonne. Für Kübelpflanzen gilt dies ganz besonders.
Überwintern:
Zitruspflanzen überwintern wie in den Subtropen üblich: Es soll hell und kühl sein, also maximal bis +10°C. Das Gießen soll in dieser Zeit stark verringert werden, sodass der Boden leicht feucht, aber nicht nass ist.
Düngung:
Zitruspflanzen mögen ab Frühjahr ( +12°C ) eine Nährstoffzugabe sehr gerne. Wer Flüssigdünger verwendet, kann erstens das Ergebnis leichter sehen und sich zweitens an die Regel alle 1 - 2 Wochen zu düngen halten. Bei Herbstbeginn und beginnender Ruhezeit muß die Düngung entfallen. Organischer Dünger kann ebensogut verwendet werden, ist aber nicht so leicht zu dosieren. Als Regel gilt: Lieber weniger düngen als zuviel.
Baumschnitt:
Alle Zitruspflanzen wollen gern geschnitten werden und treiben danach sehr schnell wieder aus.
- Zweige, die sich kreuzen, werden geschnitten.
- Innerhalb der Krone muß es luftig sein. Lieber wenige kräftige Zweige erziehen als dünne Zweige.
- Alle Zitruspflanzen sind Büsche und treiben an allen möglichen Stellen aus. Je früher diese Triebe entfernt werden, umso besser für die Pflanze.
- Stört ein schon kräftiger Zweig die Form des Baumes, braucht man nicht lange zögern. Der Baum leidet darunter nicht. Aber achten Sie beim Schneiden auf eine saubere, sehr gute Gartenschere.
- Ist ein Fehler in der Versorgung oder durch Krankheit passiert: Nützen Sie die Gelegenheit zu einem radikalen Rückschnitt. Es hilft dem Baum , und er treibt dann umso schneller aus.
Krankheiten:
Blattläusebefall gibt es hin und wieder. Hier kann man die gleichen Mittel verwenden, wie sie bei uns im Obst - und Gemüseanbau üblich sind. Auch bei Pilzbefall kann man so verfahren. Bei Viruserkrankungen helfen keine kleinen Maßnahmen. Man muß schnellstens alle kranken Teile großzügig entfernen und verbrennen und alle vorhandenen Zitruspflanzen mit den dafür zugelassenen Mitteln spritzen und hoffen... |